Samstag 28. Juli 2012, 18:30 Uhr
Ochtrup-Welbergen | Haus Welbergen

Das Paradies

Der "Magus in Norden"
Johann Georg Hamann
Kurzvortrag zwischen den Konzerten | Susanne Schulte GWK

Johann Georg Hamann, der als "Magus in Norden" Geistes­geschichte schrieb, verbrachte den Winter 1787/88 auf Haus Welbergen. Franz Kaspar Bucholtz (1756-1812), dem das Anwesen gehörte, und Amalie von Gallitzin hatten ihn aus Königs­berg nach Münster eingeladen, wo er am 21. Juni 1788 starb. Sein Grab befindet sich heute auf dem Überwasser-Friedhof, große Teile seines Nachlasses liegen in der Universitätsbibliothek in Münster.

Goethe nannte Hamann den "hellsten Kopf seiner Zeit". Ohne den Magus, den streitbar-unkon­ventionellen Protestanten, wäre die Geistesgeschichte gewiss anders verlaufen. Der Freund Immanuel Kants, der zugleich dessen frühster Kritiker war, ist der "vergessene Ursprung einer Bewegung, die schließlich die ganze europäische Kultur über­schwemmte" (I. Berlin). So wirkte Hamann z.B. auf Herder, Goethe und Jacobi, auf Wackenroder, Tieck und Jean Paul, auf Sören Kierkegaard oder Walter Benja­min.

Hamann hat das biblische Wort- Denken neu belebt. Er betrachte­te das Leben unter dem Gesichts­punkt der Sprache: Gott ist DAS Wort, der Logos, der die Welt erschuf; die Schöpfung ist in ihrem Wesen Sprache, eine "Rede an die Kreatur durch die Kreatur": Wort Gottes an den Menschen durch das Geschaffene. Welt, Mensch und Sprache waren einst vollkommen. Das war das
 

Para­dies. An der Utopie des Para­dieses und ihrem Pendant, der Verheißung des Himmlischen Jerusalems, richtet der "Magus in Norden" sein Denken aus.
Seit 50 Jahren wird Hamann, zu­vorderst mit seinen wirkmächti­gen Schriften "Sokratische Denk­würdigkeiten" und "Aesthetica in nuce", von den Geisteswissen­schaften wieder­entdeckt (die avancierten Schrift­steller lasen ihn immer): als ein faszinierender Autor, dessen scharfzüngige Kritik des Rational­ismus und dessen Erkenntnisse über die Sprache zwar religiös verwurzelt sind, jedoch auf viel spätere säkulare Positionen voraus­weisen. Und dessen Stil Schreib­formen unserer Gegenwart vor­wegnimmt. Hamann war zu seiner Zeit progressiv, aus schöpfungs­theologischem Konser­vativismus - weil das Paradies für ihn das Glück der unschuldigen Worte ist.

Susanne Schulte, Intendantin der "summerwinds" und der "Magus Tage Münster", zeigt Grundzüge von Hamanns Denken und Schrei­ben auf. Ein Video führt in Zeit und Denken des "Magus in Norden" ein.

 

"Alles, was der Mensch am Anfange hörte, mit Augen sah, beschaute und seine Hände betasteten, war ein lebendiges Wort; denn Gott war das Wort. Mit diesem Worte im Munde und im Herzen war der Ursprung der Sprache so natürlich, so nahe und leicht wie ein Kinderspiel." Johann Georg Hamann



In Kooperation mit der Bertha Jordaan-van Heek Stiftung.
www.vwo-ochtrup.de/sehenswuerdigkeiten



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Eintritt frei.
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Bökerhook 4
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