Foto: Stephan Kube, Greven  


Samstag 25. August 2012, 16:00 Uhr
Rheine | Kloster Bentlage

Das Himmlische Jerusalem 

Die Bentlager Reliquiengärten
Vortrag | Mechthild Beilmann-Schöner

Einen Anblick, der fasziniert, bie­ten die beiden Bentlager "Reli­quiengärten" wohl fast allen, Nichtchristen wie Christen, die ihre Bedeutung heute auch kaum noch verstehen. Die Kunstfertig­keit, mit der die Schreine gemacht sind, beeindruckt, auch ihr Strah­len, der Glanz, die Stoffe und Edelsteine, die ahnen lassen, dass es einmal um das Teuerste, die "letzten Dinge", dass es um Leben und Tod, um die Seele ging. Mechthild Beilmann-Schöner erläutert die Bedeutung und den kulturgeschichtlichen Hintergrund der Bentlager Schreine.

Ins Bild einer von Gold und Edel­steinen glänzenden Stadt und eines prächtig blühenden und duftenden Gartens davor hat der christliche Glaube seine Hoffnung auf’s Jenseits gebracht. Sein Versprechen wird ganz dinglich begreifbar, wird sicht- und fühl-, (an)fass- und mitteilbar in kost­baren Reliquiaren. Mit den beiden Bentlager Reliquiengärten, dem spätgotischen "Schädelkasten" (1499) und dem jüngeren Reli­quiengarten von 1520, befinden sich zwei Beispiele der Gattung im Museum Kloster Bentlage, die in Europa einzigartig sind.

Der Utopie des Gartens Eden am Anfang der Zeit und in der un­mittelbaren Nähe zu Gott ent­spricht die christliche Jenseits­hoffnung, die Idealvorstellung eines neuen Lebens nach dem Tod im Paradies, in der Nähe zu Gott, Christus und den Heiligen. Dem Urbild gelingenden Lebens, das Schuld und Tod nicht kennt, steht

 

das ewige Leben der Heiligen und Gerechten, die den Tod überwunden haben und schon jetzt in der Seligkeit sind, gegenüber. Dem Baum des Le­bens und dem Baum der Erkennt­nis von Gut und Böse, von dem Adam und Eva verbotenerweise aßen, im Garten Eden entspricht in den Darstellungen des Para­dieses das Kreuz Christi. Es gilt als der zweite "Baum des Lebens", Christus als der "Zweite Adam". Durch Christi Tod, so der Glaube der Kirchen, wurde die Schöpfung von der Sünde Adams und dem Tod, der Erbsünde, erlöst – und das Paradies, der Garten vor dem Himmlischen Jerusalem, geöffnet. Schon heute, vor der Auferweckung aller zum Ewigen Leben, leben die Heiligen in Glanz und Seligkeit dort. Es sind Lichtgestalten, sie können als Blumen erscheinen. Ihre Über­reste, Reliquien, enthalten nach katholischer Tradition ihre seeli­sche Kraft, die "dynamis" oder "virtus", weshalb ihre Gebeine, noch allerkleinste Splitter, wert­voller sind als Edelsteine und Gold, das materiell Wertvollste, was die Menschheit jahrhunderte­lang kannte. In den, der sie berührte, strömte ihre himmlische Energie.

"Sieh, die wonnigliche Stadt [das Himmlische Jerusalem] glänzt fernhin von ausgelegtem Golde, sie leuchtet fernhin von edlen Margariten, durchlegt mit edlem Gestein, durchklärt wie ein Kristall, widerscheinend von roten Rosen, weißen Lilien und allerlei lebenden Blumen. Nun blicke selber auf die schöne, wonnigliche, himmlische Heide."  Heinrich Seuse (1295-1366): Büchlein der ewigen Weisheit




In Kooperation mit dem Museum Kloster Bentlage.
www.kloster-bentlage.de



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Eintritt frei mit Konzertkarte.
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Kloster Bentlage
Bentlager Weg 130
48432 Rheine
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