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Einen
Anblick, der fasziniert, bieten die beiden Bentlager "Reliquiengärten"
wohl fast allen, Nichtchristen wie Christen, die ihre Bedeutung heute
auch kaum noch verstehen. Die Kunstfertigkeit, mit der die Schreine
gemacht sind, beeindruckt, auch ihr Strahlen, der Glanz, die Stoffe
und Edelsteine, die ahnen lassen, dass es einmal um das Teuerste, die
"letzten Dinge", dass es um Leben und Tod, um die Seele ging.
Mechthild Beilmann-Schöner erläutert die Bedeutung und den
kulturgeschichtlichen Hintergrund der Bentlager Schreine. Ins Bild einer von Gold und Edelsteinen glänzenden Stadt und eines prächtig blühenden und duftenden Gartens davor hat der christliche Glaube seine Hoffnung auf’s Jenseits gebracht. Sein Versprechen wird ganz dinglich begreifbar, wird sicht- und fühl-, (an)fass- und mitteilbar in kostbaren Reliquiaren. Mit den beiden Bentlager Reliquiengärten, dem spätgotischen "Schädelkasten" (1499) und dem jüngeren Reliquiengarten von 1520, befinden sich zwei Beispiele der Gattung im Museum Kloster Bentlage, die in Europa einzigartig sind. Der Utopie des Gartens Eden am Anfang der Zeit und in der unmittelbaren
Nähe zu Gott entspricht die christliche Jenseitshoffnung,
die Idealvorstellung eines neuen Lebens nach dem Tod im Paradies,
in der Nähe zu Gott, Christus und den Heiligen. Dem Urbild gelingenden
Lebens, das Schuld und Tod nicht kennt, steht |
das ewige Leben der Heiligen und Gerechten, die den Tod überwunden haben und schon jetzt in der Seligkeit sind, gegenüber. Dem Baum des Lebens und dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, von dem Adam und Eva verbotenerweise aßen, im Garten Eden entspricht in den Darstellungen des Paradieses das Kreuz Christi. Es gilt als der zweite "Baum des Lebens", Christus als der "Zweite Adam". Durch Christi Tod, so der Glaube der Kirchen, wurde die Schöpfung von der Sünde Adams und dem Tod, der Erbsünde, erlöst – und das Paradies, der Garten vor dem Himmlischen Jerusalem, geöffnet. Schon heute, vor der Auferweckung aller zum Ewigen Leben, leben die Heiligen in Glanz und Seligkeit dort. Es sind Lichtgestalten, sie können als Blumen erscheinen. Ihre Überreste, Reliquien, enthalten nach katholischer Tradition ihre seelische Kraft, die "dynamis" oder "virtus", weshalb ihre Gebeine, noch allerkleinste Splitter, wertvoller sind als Edelsteine und Gold, das materiell Wertvollste, was die Menschheit jahrhundertelang kannte. In den, der sie berührte, strömte ihre himmlische Energie. |
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"Sieh, die wonnigliche Stadt [das Himmlische Jerusalem] glänzt fernhin von ausgelegtem Golde, sie leuchtet fernhin von edlen Margariten, durchlegt mit edlem Gestein, durchklärt wie ein Kristall, widerscheinend von roten Rosen, weißen Lilien und allerlei lebenden Blumen. Nun blicke selber auf die schöne, wonnigliche, himmlische Heide." Heinrich Seuse (1295-1366): Büchlein der ewigen Weisheit | ||
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Tickets |
Eintritt frei mit Konzertkarte. |
Adresse |
Kloster Bentlage Bentlager Weg 130 48432 Rheine |
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