Sonntag 31. August 2014 | 19:00 h
Schloss Westerwinkel | Ascheberg-Herbern
Barocksonaten und Suiten
Karla Schröter | Barockoboe
Harald Hoeren | Cembalo
Weicher als ihre jüngere Schwester, die moderne Oboe, sanfter
im Klang als die Schalmei, aus der sie sich entwickelte, verleiht die
Barockoboe den Sonaten ihrer Zeit ein eigentümlich ergreifendes
Timbre. Kein Wunder, dass Mattheson in „Der vollkommene Capellmeister“
sie 1739 die „gleichsam redende Oboe“ nennt: Das Instrument
spricht – und spricht die Seele an. Beredt-nuancierte, eindringliche
und filigrane Zwiegespräche entfalten Karla Schröter, Barockoboistin
und Spezialistin für historische Aufführungspraxis, und Harald
Hoeren, der historische Tasteninstrumente in Frankfurt a.M. lehrt und
sich international als Cembalist profilierte. Neben Sonaten der ganz
Großen, Händel und Bach, stellt das Duo Werke von ‚Newcomern‘
vor: Johann Sigismund Weiss, dessen älterer Bruder, Silvius Leopold,
in der Gitarren- und Lautenwelt ein Star ist, wird erst heute wieder
entdeckt. Seine Sonaten, stilistisch denen von Händel ähnlich
(was häufig zu Verwechslungen beider führte), sind wie die
von Händel in der Handschrift Litt.XY.15.115 enthalten, einem 250-seitigen
Sonatenband aus dem Nachlass Friedrichs des Großen. Das berühmte
Manuskript ist die umfangreichste Sammlung aus der Frühzeit der
Solosonate in Deutschland und liegt heute in der Bibliothèque
du Conservatoire in Brüssel. Auch den Engländer William Babell,
einen seinerzeit renommierten Cembalovirtuosen, dessen Bearbeitungen
von Opernarien für Tasteninstrumente in ganz Europa begehrt waren,
gilt es zu entdecken. Wäre er nicht zu früh gestorben –
sein „liederlicher Lebenswandel“, „intemperate habits“
waren angeblich schuld –, dieser Schüler Händels wäre
nicht nur für seine wunderbare Verzierungskunst bekannt geworden.
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Georg
Friedrich Händel (1685–1759): Sonata F-Dur HWV 363a
Johann Sebastian Bach (1685–1750): Französische
Suite G-Dur, BWV 816 für Cembalo
Johann Sigismund Weiss (ca. 1690–1737):
Sonata B-Dur
Georg Friedrich Händel: Suite d-Moll
HWV 437 für Cembalo
William Babell (ca. 1690–1723): Sonata
Nr. 6 F-Dur
Jean-Philippe Rameau (1683–1764): Rigaudon
1,2 – Musette en rondeau – Tambourin für Cembalo
Gotthilf Friedrich Ebhardt (1771– ca.1840):
„Befiehl du deine Wege“
Johann Sigismund Weiss: Sonata g-Moll
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