Dienstag 12. Juli 2016 | 20:00 h
RELÍGIO Westfälisches Museum für religiöse Kultur
| Telgte
Das ferne Paradies
TRIO CHAROLCA
„Meine letzten Abende waren bezaubernd. Ich habe den Entwurf der
Sonate (…) fertiggestellt und die Wirklichkeit war mir fern. Die
harmonischen Abschnitte entfalten sich, ich vergesse all den so nahen
Tumult; kurzum, sie sind so schön, dass ich mich beinahe entschuldigen
muss.“ Aus den Depressionen des Ersten Weltkriegs komponierte
sich Debussy 1915 mit seiner Triosonate hinaus in ein ephemeres musikalisches
Paradies, fasziniert von den Klangmöglichkeiten der Ensemblebesetzung,
die er soeben erfunden hatte. Und für die er eine einzigartige
Sonate hinterließ, die bis heute entrückt und Komponisten
wie Musiker inspiriert. So auch das Trio Charolca, zu dem sich drei,
auf großen Wettbewerben ausgezeichnete, international gastierende
Solisten, Kammer- und OrchestermusikerInnen fanden, und den berühmtesten
japanischen Komponisten, Toru Takemitsu. In „Und dann wusste ich,
es war Wind“ evoziert er, indem er sich ausdrücklich auf
Debussy bezieht, ebenfalls ein imaginäres Paradies: „Meiner
Musik zuzuhören ist wie ein Spaziergang durch einen Garten, auf
dem man den Wechsel des Lichts, der Muster und Oberflächen“,
den Wind erlebt. Der ist unsichtbar wie die Seele und wie sie nur an
den Wirkungen erfahrbar, dabei für Takemitsu so ungreifbar wie
das Unbewusste, das dennoch das Bewusstsein bestimmt. Und auch Gubaidulina
entrückt – in einen fernöstlich geprägten „Garten
von Freuden und Traurigkeiten“. Das Andere ist für die renommierteste
zeitgenössische Komponistin das „wichtigste Ziel eines Kunstwerks“,
nämlich „die Verwandlung der Zeit. Der Mensch hat diese verwandelte
andere Zeit – die Zeit des Verweilens der Seele im Geistigen –
in sich. Doch kann sie verdrängt werden durch unser alltägliches
Zeiterleben… Die Aktivierung der anderen, essentiellen Zeit kann
im Kunstwerk stattfinden.” In die Musik werden diese Verse Francisco
Tanzers (1921–2003) gesprochen:
Wann ist es wirklich aus?
Was ist das wahre Ende?
Alle Grenzen sind
wie mit einem Stück Holz
oder einem Schuhabsatz
in die Erde gezogen.
Bis dahin…,
hier ist die Grenze.
Alles das ist künstlich.
Morgen spielen wir
ein anderes Spiel.
TRIO CHAROLCA
Anne-Cathérine Heinzmann
Querflöte
Roland Glassl Viola
Lena Maria Buchberger
Harfe
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