Sonntag 07. August 2016 | 17:30 h
Kloster Vinnenberg | Warendorf-Milte
Ludi Musici
MUSICA FIATA
„Ludi Musici“: auch als der Dreißigjährige Krieg
Europa verwüstete, spielten die Stadtpfeifer auf, Angestellte der
Städte, die auf den Türmen Wache schoben und auf Zinken und
Posaunen die Zeit bliesen, zuvorderst aber bezahlt wurden, um die öffentlichen
Feiern und Bankette musikalisch zu gestalten. „Stadtpfiffer“
war ein Ausbildungsberuf, ein Geselle musste sämtliche Streich-
und Blasinstrumente beherrschen. Dabei dominierten die Blasinstrumente:
der Dulzian, aus dem sich das Fagott entwickelte, und der Pommer, der,
Nachfahre der Schalmei, mit seinem starken, scharfen Ton das Instrument
der Piffari und Vorläufer der Oboe war. Anders als diese ist der
Zink oder das Cornett kein Holzblasinstrument, weil man auf ihm den
Ton wie auf der Trompete erzeugt.
Ins frühe 17. Jh. entführt die Musica Fiata, eins der renommiertesten
Ensembles der historischen Aufführungspraxis, das mehr als 35,
z.T. mit internationalen Preisen ausgezeichnete CDs aufgenommen hat,
mit den musikalischen Spielen der Stadtpfeifer. „Ludi Musici“
überschrieb Scheidt, „Banchetto Musicale“ nannte Schein
seine Tanzmusiksammlung. Die Freunde publizierten die wegweisendsten
Kollektionen der Zeit, in denen sie ihre Musik aus dem Tanzkontext emanzipierten
und freie Instrumentalkompositionen, musikalische Spiele, schufen. So
waren die Tanzformen bei Scheidt nurmehr „Gefäß für
seine ausdrucksvollsten, harmonisch avanciertesten Sätze“
(R. Wilson) mit bezaubernden Wechseln zwischen eher traurigen, feierlich-expressiven
Pavanen und lebhaften Tänzen und Canzonen voll Freude und Energie.
Schrieb Scheidt sie dem Krieg zum Trotz?
„Der zutiefst erbärmliche Anblick unsers Landes alswie die
große Häufung des Unglücks möchte alles ratsam
scheinen lassen, nicht aber die Darbietung musikalischer compositiones
(…); was käme dann denen lieblichen Tönen zu im Leben
all der Menschen, wo das Eingeweide beinahe herausgesogen durch die
Grausamkeit des wilden Krieges? Doch meine wirkliche und dedicierte
Leidenschaft für die Harmonia als einer ordnenden Kraft (…)
hat mich nicht lassen widerstehen (…) Fürwahr ist, was ansonsten
so willkommen, über die Maßen lohnend in zwieträchtigen
Zeiten, und wenn von Kümmernis übermannet, bringt es uns der
größten Freuden“.
MUSICA FIATA
Roland Wilson Künstlerische
Leitung, Zink, stiller Zink, Cornettino
Anna Schall Zink,
stiller Zink, Cornettino
Detlef Reimers, Gerd Schnackenberg
Posaune
Adrian Rovatkay
Dulzian, Großbasspommer
Klaus Eichhorn
Orgel, Regal
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