Sa 22. Juni 2024 19:30 Uhr
Münster Erbdrostenhof
27 €, erm. 22 €

Ensemble Sonorità

Doppelkonzert Teil B

A Bird Fancier’s Delight – Vogelfreunds Freude

Wenn Licht (sich) bricht, gibt es keine Scherben – sondern allererst eine sichtbare Welt. In Scherben aber kann Licht sich betörend brechen: der Sonnenstrahl in einem Stück Glas, der Schein einer Straßenlaterne im Splitter des Asts, der nachts in einer Pfütze schwimmt, das Lodern der Kerze, das Schillern des Regenbogens in einem zerbrochenen Spiegel, einer einzelnen Träne. So viel Schönheit, etwas Neues entsteht im freien Spiel von Scherben und Licht.  

Große Komponist:innen bringen kleinste Fragmente zum Leuchten, machen aus „Scherben“ Neues, etwas Ganzes. Aus Motiven und Themen, die sie drehen und wenden, andern entgegenstellen, in weitere Kontexte tragen, verzieren, variieren, erweitern, wieder zusammensetzen, kom-ponieren, entstehen Welten. 

In „Shards of Light“ machen Tabea Debus und Samuele Telari solche Splitter in den Werken, die aus ihnen entstehen, hörbar. Etwa Bachs ergreifendes Thema des Siciliano seiner c-Moll Sonate, aus dem später das große „Erbarme dich“ seiner Matthäus-Passion wird. Der Argentinier Alex Nante greift in „Herbstlicht“ Bachs 2. Französische Suite auf. In Dowlands melancholischer Tränen-Pavane, aus der später das berühmte Lied „Flow my tears“ wurde, erkennt man in den vier absteigenden Tönen,  die sich wiederholen, fallende Tränen. Welch geheime Scherben hat Simone Cardini dem Duo, das er für Tabea und Samuele komponiert hat, eingeschrieben?

Tabea Debus, international preisgekrönt, verfolgt derzeit noch von London aus eine weltweite Karriere, im Oktober tritt sie eine Professur in Hannover an. Auch Samuele Telari gewann renommierte internationale Wettbewerbe. Konzerte führten ihn durch ganz Europa, nach Russland und Kolumbien. Er ist Professor am Konservatorium Domenico Cimarosa im italienischen Avellino.

Fotos © Daniele Caminti

Besetzung

Hoijin Kwon Blockflöte Lea Sobbe Blockflöte Melanie Flores Cembalo Ekachai Maskulrat Cello Pablo Fitzgerald Erzlaute, Barockgitarre

www.ensemblesonorita.com

Programm

A BIRD FANCYER’S DELIGHT

Johan Wash (1666-1736)
The Starling

Henry Purcell (1659-1695)
A Birds Prelude
Sonata VII in C-Dur Z. 808

William Williams (1675-1701)
Sonata Secunda
Sonata in Imitation of Birds

Angelo Michele Bartolotti (1615-1681)
Passacaille in G-Dur

Jacques-Martin Hotteterre (1673-1763)
Doux sommeil
Pourquoi doux Rossignol

Jean Philippe Rameau (1683-1764)
Le Rappel des Oiseaux

Johann Christoph Pez (1664-1761)
Concert pastorella

Marco Uccellini 1603/10-1680)
Sonata XVII
Aria sopra „La Bergamasca“

Claudio Monteverdi (1567-1643)
O come, sei gentile, caro augellino

Tarquinio Merula (1595-1665)
Sonata 20: Ciaccona für 2 Violen und
Basso obligato

Erbdrostenhof

48143 Münster
Salzstraße 38

Der Erbdrostenhof, 1753-1757 nach Plänen Johann Conrad Schlauns erbaut, ist eines der prächtigsten Adelspalais des deutschen Spätbarock. Bauherr war der Erbdroste Adolf Heidenreich Freiherr von Droste zu Vischering, einer der ranghöchsten Würdenträger des Bistums Münster. Schlaun hat den dreiflügeligen Bau in die Diagonale gedreht, wodurch er auf einem relativ kleinen, rechteckigen Grundstück Platz für den Ehrenhof vor dem Haupteingang gewann. Typisch westfälisch ist die mit roten Backsteinflächen und Baumberger Sandstein gestaltete Fassade.

Über dem Vestibül des Erbdrostenhofs liegt die zweigeschossige „salle à l’italienne“ mit illusionistischer Wand- und Deckenmalerei. Abgebildet sind u.a. Statuen, die Allegorien der Tugenden des guten Fürsten darstellen: Eintracht, Liebe, Hoffnung, Tapferkeit, Freigebigkeit, Milde, Friedfertigkeit. Doch gezeigt wird auch deren Gegenteil, etwa der Zorn mit einer mächtigen Schlange. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Fresken von Nikolas Loder wurden von 1965 bis 1967 von Paul Reckendorfer rekonstruiert.

In Kooperation mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe | www.lwl.org