Mi 21. August 2024 20:00 Uhr
Telgte RELíGIO
24 €, erm. 19 €

Michael Schmidt-Casdorff – Christian Rieger

Concert Royal

„Concert Royal“– Sonne und Reichtum, Emotion, Glanz im warmen Ton der Querflöte aus Holz. Das Cembalo scheint silbrig im Basso continuo. Es ist das „Goldene Zeitalter“ Frankreichs, Ludwig XIV. ist „Sonnenkönig“ in Versailles. Der absolutistische Herrscher fördert die Künste wie keiner sonst – und verpflichtet sie auf sich. Sein Urenkel und Nachfolger, Ludwig XV., tut es ihm ab 1715 nach. Die Traversflöte wird Solo- und Modeinstrument und Jacques Hotteterre, Flötist im Kammerorchester des Königs, widmet 1708 sein „Erstes Buch mit Stücken für die Traversflöte“ ehrerbietig seinem Dienstherrn: „Welch beglückenderen Erfolg könnte ich mir für meine Stücke wünschen, als dass sie einige jener Momente zu füllen vermöchten, in denen der größte König der Welt seinen glorreichen Beschäftigungen zu entfliehen wünscht.“ Musik als Urlaub vom Alltag? Schönheit pur: betörende Suiten aus dem Goldenen Zeitalter, komponiert von Flötisten, die Mitglied der königlichen Kapelle und die Besten ihrer Zeit waren, und von den Tastenvirtuosen Dornel und Couperin.

Ihr Concert Royal beginnen Michael Schmidt-Casdorff, einer der namhaftesten Flötist:innen der Alten Musik in Europa, und Christian Rieger, als Solist und Kammermusiker international gefragt, heiter und springend mit Hotteterres Tongemälde der großen Kaskade, die der Bruder Ludwigs XIV. als ein „Theater sprudelnden Kristalls“ im Park von Saint Cloud hat anlegen lassen. Gewiss hätte Schmidt-Casdorffs Spiel wie das Michel de La Barres auf Antoine Houdar de La Motte gewirkt: „So bezaubernd deine Flöte, / La Barre, sie ruft Zärtlichkeit hervor, / Alles entflammt sich an deinen gewinnenden Klängen; / Die Liebe selbst wird zarter, / Träumt nur noch davon, Dir zu lauschen / und lässt dich die Herzen verwunden.“

Gleiches galt mehr wohl noch für das Spiel Blavets, der die Traversflöte wie kein zweiter beherrschte und in affekt- und kontrastreichen Suiten sein Können zeigte. Ein Großer auch Couperin, genannt „Le Grand“. Den Organisten der Sainte Chapelle und Musiklehrer am Hofe bestellte der König in seinem letzten Lebensjahr fast jeden Sonntag zu einem Privatkonzert ein. Half ihm, der von Krankheit, dem Tod seines Sohnes und weiterer Thronfolger gezeichnet war, das 2. Concert Royal durch die Düsternis des Sterbens, das auch einen Sonnenkönig besiegt? Die „Echos“ am Ende des Konzerts sind zart zu spielen.

Fotos © Privat | Johannes Ritter

Besetzung

Michael Schmidt-Casdorff Traversflöte Christian Rieger Cembalo

Programm

CONCERT ROYAL – DIE ERSTE BLÜTE FRANZÖSISCHER FLÖTENMUSIK

Jacques Hotteterre (1673–1763):
Suite G-Dur, op. 2,3

Michel de La Barre (1675–1745):
Suite e-Moll, Nr. 3

Antoine Dornel (1691–1761):
Suite G-Dur, op. 2,1  

Michel Blavet (1700–1768):
Sonata d-Moll, op. 2,2 „La Vibray“

François Couperin (1668–1733):
Concert Royal Nr.  2 D-Dur  

RELíGIO

48291 Telgte
Herrenstraße 1-2

Das RELÍGIO ist volkskundlich und ethnologisch ausgerichtet. Es stellt die religiöse Praxis in Westfalen in Geschichte und Gegenwart dar. Die aktuelle Ausstellung „Er gehört zu mir“ zeigt, was Muslimisch-Sein in Deutschland heute bedeutet. Zwölf Muslim:innen verschiedener Glaubensrichtungen geben in Interviews und anhand von persönlichen Gegenständen Einblick in ihre religiöse Praxis. Leihgaben aus Museen, Forschungsinstituten und Bibliotheken repräsentieren die Traditionen in ihren Herkunftsländern und -kulturen. Zudem werden die Werte des Islam und die Verflechtung von „christlichem Abendland“ und „islamischem Morgenland“ erläutert.

In Kooperation mit RELÍGIO – Westfälisches Museum für religiöse Kultur www.museum-telgte.de